Bürgermeister*innenwahl

B90/Grüne Molfsee engagieren sich für einen Wechsel an der Verwaltungsspitze in Molfsee 

Molfsee braucht eine innovative neue Verwaltungsspitze

Als neue Fraktion sind wir seit unserem Einzug in die Gemeindevertretung im Mai 2018 aktiv und haben uns in die verschiedenen Themenbereiche eingearbeitet. Vieles war neu für uns, manches unverständlich, auch mal etwas nicht nachvollziehbar oder umständlich. Einiges dauerte sehr lange, anderes schien unklar geregelt…wir fuchsten uns ein, stellten Anträge, besetzten grüne Themen und agierten im Rahmen unserer Möglichkeiten.

Aber insgesamt war die Arbeit nicht zufriedenstellend, wir erreichten nicht, was wir uns vorgenommen hatten. Neben selbstkritischen Auseinandersetzungen haben wir uns zunehmend die Frage gestellt, welchen Einfluss die Verwaltungsspitze hat auf die aus unserer Sicht für Molfsee erforderlichen Prozesse und Entwicklungen.

Frau Hauschild war nett und uns zugewandt, allerdings hatten wir den Eindruck, dass viele Themen sehr lange dauerten und manche auch verschleppt wurden. Die Einbindung größerer Projekte in die Bevölkerung gelang Frau Hauschild nicht, die kleineren amtsangehörigen Gemeinden waren unzufrieden mit unserer Verwaltung und ihrer Leitung. Und uns fehlten die Impulse aus der Verwaltungsspitze und die Fähigkeit Kräfte zu bündeln für eine zukunftsweisende Entwicklung von Molfsee. 

Das Profil: Grün-nah, verwaltungserfahren und leitungskompetent

Im Austausch mit der SPD entstanden Überlegungen eineN eigeneN Kandidat*in aufzustellen, die im Sommer 2019 konkrete Gestalt angenommen haben. Unser Ziel war, mit einer eigenen Kandidat*in antreten zu wollen, auch um grüne Themen zu besetzen und Bewegung in unsere Gemeinde zu bringen. Die SPD signalisierte, dieseN gegebenenfalls unterstützen zu wollen.

Die Suche ging los, zuerst natürlich im eigenen Umfeld. Wir gründeten ein „Kandidaten-Findungs-Team“, erstellten ein Anforderungsprofil, verteilten dies über verschiedene grüne Kanäle, brachten einen Artikel in die Kieler Nachrichten und waren gespannt und zuversichtlich. Die Person sollte grün oder grün-nah sein, grüne, innovative Themen kompetent besetzen, Verwaltungserfahrung mitbringen, über Leitungskompetenz verfügen, einen Bezug zu Molfsee haben und als Person menschlich überzeugen.

Die Kandidatensuche erwies sich als zäher und gleichzeitig spannender Prozess. Der Blick der Kandidat*innen auf Molfsee wies auf die besonderen Herausforderungen hin: „Oh, Sie müssen die Doppik noch einführen?“, das Antreten gegen eine Amtsinhaberin, die scheinbar anerkannt ist und auch langjährig verfestigte politische Strukturen. 

 

Auf breiter Basis – parteiübergreifende Bündnisse, um erfolgreich zu sein

In diesem Prozess entstand eine neue Kooperation mit der FDP und SPD, um eineN geeigneteN Kandidat*in zu finden. An der Gewinnung von Timo Boss, der die zuvor definierten Kriterien für einen geeigneten Kandidaten erfüllte, hatten sowohl wir Grünen, als auch die FDP ein starkes Interesse. Nach einer Absage im Sommer 2019 aus persönlichen Gründen haben wir einen zweiten Anlauf gestartet. Den gleichen Impuls hatte auch Conny Conrad, Fraktionsvorsitzende der FDP. Ein Jahr war vergangen, das Leben geht weiter und Timo Boss konnte sich die Bewerbung als Bürgermeister jetzt vorstellen. Wir waren begeistert! Timos Wunsch war es, ein breites Bündnis mit der SPD und der FDP zu schmieden, das ist ihm gelungen: Timo stellte sich bei uns im Ortsverein vor und wir kürten ihn zu unserem Bürgermeisterkandidaten. Auch die Ortsvereine der SPD und der FDP stimmten für Timo Boss als ihren Bürgermeisterkandidaten.

  

Die Zeit wurde knapp. Die Bewerbungsfrist läuft zehn Wochen vor der Wahl ab. Für einen guten Wahlkampf braucht es Vorbereitung. 

Ab jetzt ging alles ganz schnell: wir stellten ein Wahlkampfteam zusammen, entwickelten Ideen und überlegten, wie wir möglichst viele Molfseer*innen von Timos Qualitäten und Kompetenzen überzeugen könnten. Kolleg*innen von der SPD und der FDP schlossen sich diesem Team an, jede Woche Mittwoch gab es Arbeitstreffen, es wurden Aufgaben verteilt, eine WhatsApp-Gruppe gegründet und viel diskutiert. Wie könnten wir viele Molfseer*innen von Timo Boss´ Qualitäten überzeugen?

Viele Fragen mussten gelöst werden. Vom Geld bis zur Wahlkampfstrategie und den richtigen Medien. Wir haben viel gelernt und tolle Unterstützer*innen gefunden. Besonders die strategische Beratung durch den Landesverband von Bündnis 90/ Die Grünen hat dem Wahlkampf innovative Impulse gegeben. Der Vorsitzende der SPD, Henning Schaub-Kreiselmeier, entwickelte das Design für die gesamte Wahlkampagne, wir beauftragten Fotos für Plakate, wir entwickelten einen Zeitstrahl, an dem wir uns orientierten. 

Wichtige, inhaltliche Schwerpunkte für eine zukunftsfähige Entwicklung 

Auf die inhaltlichen Akzente konnten wir drei Parteien uns schnell verständigen:

* Digitalisierung voranbringen

* Klimaschutz ernst nehmen

* Bürgerbeteiligung stärken

* Lebensräume entwickeln

* unsere Zukunft gestalten.

Den Kontakt zu den Bürger*innen im Wahlkampf haben wir über Postkarten, Flyer, eine Wahlkampfzeitung, Wahlkampfstände und mit viel Elan geführt. Von besonderer Bedeutung waren die persönlichen Begegnungen über die Ortsteilspaziergänge und den Haustürwahlkampf, die den Kontakt und Austausch mit Timo Boss zum Ziel hatten.

In allen drei Ortsteilen haben wir Spaziergänge gemacht, Timo hat seine Ideen vorgestellt und Anwohner*innen haben ihre Anliegen und Ideen eingebracht, Fragen gestellt und Ärgernisse dargelegt. Eine Fahrradtour durch alle drei Ortsteile schaffte ebenfalls Raum für Begegnung und Austausch. Die Gesprächsangebote wurden reichlich genutzt und Timo konnte dadurch viel über die aktuellen Anliegen der Bürger*innen erfahren. Auch ich habe ihn bei den Haustürwahlkämpfen begleitet, es war spannend und interessant, welche Fragen und Anliegen die Menschen haben. 

 

Am 22. Oktober war die Wahlveranstaltung der Gemeinde. Hier stellten sich Ute Hauschild und Timo Boss den Fragen des Moderators und des Publikums. Timo war gut vorbereitet und hat viele Fragen in einen größeren Zusammenhang stellen können und kompetent geantwortet. Dies war bei einem Wahlkampf gegen die Amtsinhaberin eine hohe Anforderung, die er sehr gut gemeistert hat. 

Die Veranstaltung wurde durch den Offenen Kanal Kiel übertragen und in den anschließenden Begegnungen im Haustürwahlkampf merkten wir, dass viele Zuschauer*innen die Sendung zuhause gesehen hatten.

Die Corona-Pandemie schränkte das öffentliche Leben wieder mehr ein, deswegen haben wir die Veranstaltung „Ein Abend mit Timo Boss“ abgesagt. 

Wir klebten mehrmals „Störer“ auf die Plakate, um immer wieder an die Wahl zu erinnern.

 

 

Die Wahl – engagiert bis in die Zielgerade 

Die Aufregung stieg. Wir wussten, dass wir durch das Bündnis der drei Parteien gute Chancen haben, aber so ein Wahlkampf ist einfach enorm spannend. Im Gegensatz zu unseren bisherigen Wahlkämpfen ging es nicht nur um einen möglichst hohen Prozent-Anteil, sondern es ging ja um Sieg oder Niederlage. 

Wir haben bis zum letzten Moment alles gegeben, haben privat und in der Nachbarschaft mit vielen Leuten gesprochen, Plakate repariert und über viele Themen informiert.

Am Wahltag, dem 8. November 2020, saßen wir wie auf Kohlen. Wir konnten nichts mehr tun. Hatten unsere Anstrengungen gereicht? Ich hatte ein gutes Gefühl, weil mir in vielen Gesprächen ein Wunsch nach Veränderung begegnet war – aber wird es reichen? 

Ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Coronabedingt sollte die Verkündung des Wahlergebnisses vor dem Amtsgebäude stattfinden. Der Wahlleiter, Herr Raue, gab einen ersten Zwischenstand, es sah gut aus. Neben Timo Boss hatten sich einige Grüne eingefunden, die Bürgermeister der amtsangehörigen Gemeinden waren da, auch Vertreter*innen von SPD und FDP. Thomas Hass, der Bürgermeister von Schwentinental und aktuell Chef von Timo, war ebenfalls zugegen.

Herr Raue verkündete das Ergebnis: Timo Boss hat 57,01% der Stimmen erreicht, Ute Hauschild 42,99%.

Wir haben gewonnen, es ist großartig!

Das Wahlergebnis ist eindeutig, es ist ein haushoher Sieg, phänomenal gegen eine Amtsinhaberin!

In einer ausgiebigen Wahlparty feiern wir das Ergebnis – leider nur online!

 

Danke schön!

Wir als Bündnis90/Die Grünen freuen uns sehr über diesen Wahlerfolg. Wir wissen, dass der Erfolg natürlich zuallererst unserem überzeugenden Kandidaten zu verdanken ist. Und wir wissen, dass es ein Teamerfolg war: drei Parteien haben diesen Sieg gemeinsam erarbeitet. Für diesen gemeinsamen Weg und die gute Zusammenarbeit bedanken wir uns auch an dieser Stelle ganz herzlich!

Jetzt ist es ein langer Weg bis zur Übernahme der Amtsgeschäfte, am 1. April 2021 tritt Timo Boss sein neues Amt an. Wir als Partei bereiten Themen vor, wollen Timo einen guten Einstieg bereiten und freuen uns auf die bevorstehende gemeinsame Zeit.

 

Steffi Harms

Gemeindevertreterin